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Bernd Fischer

Für den gelernten Schlosser und Schweißer war die Werft wie eine Familie. Auch der Kampf gegen Arbeitsplatzabbau und Abfluss von Subventionsmitteln schweißte die Belegschaft zusammen. Als Betriebsrat war Bernd Fischer stets mittendrin.

Bernd Fischer hat "an allen möglichen Schiffstypen mitgebaut, von den Supertrawlern bis zu den Passagierschiffen und den Spezialschiffen für den Offshore-Bereich." Die Belegschaft einte der Stolz auf jedes neue Schiff, welches die Werft verließ. "Wir haben die Schiffe wachsen und in die Welt fahren sehen und konnten damit zeigen, welches Know-how wir hier haben."

Nach der politischen Wende fiel die Sowjetunion als Abnehmer der Schiffe weg. Die bis 1990 als Volkseigener Betrieb (VEB) geführte Volkswerft wurde privatisiert. Viele Menschen verloren ihren Arbeitsplatz und die Hansestadt Stralsund bangte um einen wichtigen Arbeitgeber.
Intensiv war die Zeit des Streiks, als die Bremer Großwerft Vulkan Treuhand-Gelder für die dringend erforderliche Sanierung der Werften in Stralsund und Wismar auf skandalträchtige Weise in westdeutschen Konzerntöchtern einsetzte. Die Stralsunder Schiffbauer standen buchstäblich vor dem Nichts. Eine Zeit, die die Belegschaft zusammenschweißte. Als Betriebsrat war Fischer nicht persönlich vom Arbeitsplatzverlust betroffen. "Da wird man bis zum Schluss gebraucht."

Es bleiben auch Eigner und Werftchefs positiv in Erinnerung, wie z.B. Wolfgang Stammer vom dänischen Reedereikonzern A.P.Møller-Maersk. Regelmäßig ließ er sich im Blaumann in der Fertigung blicken und er wäre nach Aussage Fischers für die Belegschaft durchs Feuer gegangen.
Eine weitere Zeit der Hoffnung war mit der letzten Übernahme durch den Genting-Konzern 2016 verbunden, als für die MV-Werften Kolleginnen und Kollegen zurück nach Stralsund geholt und eingestellt werden konnten. Es galten attraktive Tarifverträge, Schiffbauer und auch Lehrlinge waren wieder gefragt. Doch diese Zeit des Aufbruchs endete durch die im Januar 2022 verkündete Pleite der MV Werften, die Fischer durch die Pandemie bedingt sieht. Die umfassenden Staatshilfen der letzten Jahre waren letztlich vergebens.

"Die Kollegen, der Zusammenhalt hier, das war das Beste."